So, 3. Tag rein vom Hotel per Bus in die Innen- und Altstadt von Sarajevo! Aber auch hier werden wir mit der ehemaligen Realität des Bosnien-Krieges konfrontiert, wurde diese Stadt doch von 1992 bis 1995 komplett durch Scharfschützen und Panzer-Divisionen auf dem Berg belagert! Es gibt dazu auch noch eine Zahl, bei dem einem das Blut in den Adern gefriert, denn allein in Sarajevo sind in der Zeit von 1992 bis 1995 insgesamt 1.600 Kinder im Krieg umgekommen, meistens durch Scharfschützen, sogar Schulen haben gebrannt! Es wurde auf nichts, aber auch gar nichts Rücksicht genommen! Wer sich bewegt hat dort, wurde erschossen, so einfach war das damals! Da wird einem ganz anders bei diesem Gedanken! Bis auf das ehemalige Altersheim sind inzwischen alle Häuser neu gebaut worden, die zerschossen wurden:
Die Bäume davor sind erst seit Ende des Bosnien-Krieges dazu gekommen - keiner kümmert sich um dieses Gebäude!
Nein, das ist noch nicht die Brücke von Mostar - diese Brücke geht mitten durch Sarajevo:
Das Rathaus wurde auch wieder aufgebaut - auch hier haben die Bomben eine verheerende Wirkung gehabt:
Dafür fahren inzwischen gebrauchte Straßenbahnen aus Köln sowie Ludwigshafen/Mannheim und Wien durch Sarajevo:
Es gab dort aber schon immer Straßenbahnen von CKD Tatra - nicht zu verwechseln mit den Tatra-LKW der Typen T 138/148/813/815, von denen auch noch ganz wenige hier folgen sollen, das aber dann deutlich später:
Zum Teil auch modernisierte Tatra-Straßenbahnen:
Weiterfahrt aus Sarajevo Richtung Mostar, wir befinden uns hier auf der Stadtautobahn Richtung Südosten. Vom Mercedes-Typ LN2 (LK) sind wohl inzwischen auch schon fast alle noch europaweit vorhandenen Fahrzeuge auf dem Balkan gelandet:
Na, und dieser Zufallsfund eines Ulmer Baubullen in Form eines Iveco Magirus Eckhaubers der zweiten Generation hat es auch echt in sich - trägt er doch eine rote 06er Nummer, also eine deutsche Händlernummer als Kfz-Kennzeichen und darüber hinaus noch ein reaktivertes, also ein "neues altes" Kfz-Kennzeichen von Tettnang, was es erst seit 2012 wieder gibt. Wer jetzt vermutet, dass ich Adler-Augen habe - nein, ganz so weit ist es noch nicht gekommen! Viele der Details haben sich mir auch erst bei direkter Ansicht der fertigen Fotos gezeigt. Aber die Fahrzeuge vor Ort habe ich natürlich auch erst mal erspähen müssen, sonst hätte ich sie natürlich auch nicht fotografieren können!
Und dieser kleine TAM 90 ist ca. in Mercedes Sprinter-Größe einzuordnen und sozusagen das Standard-Transporter-Fahrzeug aus jugoslawischer Zeit. Es handelt sich dabei um eine Eigenentwicklung; es gibt noch die in Lizenz hergestellten Magirus-Eckhauber der ersten Generation, sogar mit luftgekühltem Deutz-Dieselmotor (quasi nur das Markenzeichen ist anders, ansonsten alles original wie aus Ulmer Produktion) und die Frontlenker, die gar nicht mal so schlecht aussehen, allerdings auch mit luftgekühltem Deutz-Dieselmotor. Auch davon werden wir noch einige sehen in diesem Tourbericht. Aber hier erst mal der TAM 90:
Weiter geht's über die Autobahn Richtung Mostar und auch über die nach ca. 20 km anfangende Landstraße, die aber echt traumhaft schön ist von der Landschaft her. Insgesamt gibt es wirklich -zig Stellen im ehemaligen Jugoslawien, die einfach traumhaft schön sind, und nicht nur etwa die kroatische Küste ist damit gemeint oder wo glaubt Ihr, sind wohl in den späten 60er und frühen 70er Jahren die west- und sogar ostdeutschen Karl-May-Filme entstanden? Eben, ganz genau in Jugoslawien der zerklüfteten Felsen und Berge wegen!
Am aktuellen Ende der Autobahn entlang der Strecke Sarajevo - Mostar führt auch eine ehemalige Bahnstrecke entlang. Diese taucht hin und wieder im Hintergrund durch sehr attraktive Brückenkonstruktionen auf:
Hier stoßen wir etwa auf die (zumindest heute noch belanglose) Grenze zwischen Bosnien und Hercegowina! Man muss dazu sagen, dass das gesamte Gebiet Bosnien-Hercegowina sich im Extremfall in bis 130 (!!!) einzelne Staaten aufteilen könnte, wenn die Bevölkerung ihren Willen durchsetzt! Das würde bedeuten, dass jeder heutige Landkreis ein eigener Staat wird! Das erinnert so entfernt an das deutsche Mittelalter, wo auch jedes Bistum und jeder Bischof ihr eigenes Gebiet hatten: